Gabriele Rath-Schneider, Unternehmerin für Werbung und Beraterin, Großengersdorf

Wie wir sich die Rolle der Frau deiner Meinung nach entwickeln?

Meine beiden Großmütter waren extrem eigenständige Frauen – sie beide hatten Männer, die im Ersten Weltkrieg waren und mehr oder weniger, so glaube ich, seelisch kaputt nach Hause gekommen sind. Diese Frauen haben im Zweiten Weltkrieg die Familie durchgebracht. Also ich habe meine Großmütter als starke Frauen wahrgenommen, meine Großväter als ganz schwach bzw. gar nicht mehr erlebt. Diese Frauen waren Heldinnen. Dann kam die Generation meiner Tanten – meine Mutter ist ja in die Stadt aufgebrochen, während die Tanten hiergeblieben sind. Da hätte ich gesagt, dass die Frauen aus dieser nächsten Generation zurückgefallen gegenüber ihren eigenen Müttern, dass sie noch konservativer, abhängiger geworden sind. Ich glaube, erst jetzt dreht sich das wieder, aber es ist nach wie vor dieses Hausbauen etc., sie kommen noch nicht ganz weg davon.

Ich würde sagen, dass man als Frau erst noch erkennen muss, dass man ein gleichwertiger Mensch ist. Es ist hier am Land immer noch so, dass der Mann – ich sag immer, aufgrund seiner zwanzig Zentimeter mehr Körperanteil – glaubt, dass er das Sagen hat. Ich würde mir mehr Selbstbewusstsein bei den Frauen wünschen, ich merke das auch in meiner Umgebung, wo sich die Frauen immer noch sehr zurücknehmen. Oft höre ich dann: Das verstehe ich nicht, dass kann ich nicht, das ist zu anstrengend. Da predige ich immer, warum kann das ein Mann? Der ist weder gescheiter noch sonst irgendetwas: also bitte mehr Selbstbewusstsein, mehr Bewusstsein für die eigene Stärke, mehr Bewusstsein, dass man als Frau gleichwertig ist! Man ist anders, aber gleichwertig! (März 2019)

 

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