The Dissident Goddesses‘ Land: Eine paläolithische Stätte im Pulkautal bei Alberndorf

DER ORT: ALBERNDORF IM PULKAUTAL

Im Sommer 2020 gründete eine Gruppe von KünstlerInnen und Kulturschaffenden im Pulkautal das vier Hektar umfassende „Land der Göttinnen“. Es handelt sich um biodiverses Land mit Weingärten, Wäldern, verbuschter Fläche, Ödland und Brachen. Dieses Land wurde für THE DISSIDENT GODDESSES‘ NETWORK – ein Forschungsprojekt an der Akademie der bildenden Künste – als Labor für eine Untersuchung im Sinne zeitgenössischer Eco Art und feministische Studien zur Soziologie der Gegenwart genutzt. Eine große mongolische Jurte auf dem Toten Mann dient als in-situ-Parlament für Begegnungen, Projekte, story telling und Community Teaching. Das Ziel ist die Moderation der Maßnahmen, die ergriffen werden, um dem Klimawandel gegenzusteuern: gezielte Pflanzungen, Wassersuche, Humusverbesserung. Die Vermehrung und Verdichtung von green matter wird angestrebt, bei gleichzeitiger höchstmöglicher Diversifizierung der Flora, ebenso die Schaffung von Wasserflächen durch kluge Nutzung unterirdischer Wasserreserven und die sanfte (Re)Kultivierung oder Mithilfe bei der Verwilderung, etwa durch Vermehrung von wildwachsenden Sorten. GesprächspartnerInnen sind Bauern, Jäger, Rebschulinhaber, Hydologen, Geologen, Ökologen, Philosophen, Soziologen, Biologen. Diese Ereignisse verschränken unterschiedliche Wissensplateaus: situated knowledge wird zu einem Begriff für einen Knotenpunkt, der das auf das Land durch Praxis und Beobachtung bezogene Wissen mit wissenschaftlichen und künstlerischen Argumenten verbindet. In dem Masse, in dem diese Verschränkung stattfindet, wird das Land dem Zugriff durch nicht-verortete, zentralistische, nur markt- und kapitalorientierten „objektivierten“ Regulationen entzogen. Das Land wird so zum Non-Environment, es wird zum psycho-physischen Partner in einer sympoetischen Matrix, zum Göttinnenland.

DIE PALÄOLITHISCHE STÄTTE

Es fügt sich, daß sich in unmittelbarer Nähe der Jurte auf dem Göttinnenland eine paläolithische Stätte befindet, die zwischen 1990 und 1995 von der Universität Wien unter der Leitung des Archäologen Prof.Dr.Gerhard Trnka ausgegraben wurde. Die Funde aus dem Aurignacien sind heute im Krahuletz-Museum untergebracht, werden aber noch weiter untersucht und klassifiziert. Ausgang der Grabung und der Forschung seit 1990 war die Auffindung eines Mammut-Knochens durch Karl Riepl, der heute unser Nachbar und Mitstreiter im Projekt ist. Auf Grund des durch unsere Zusammenarbeit wieder entfachten Interesses der lokalen Bevölkerung an der langen Geschichte des Ortes ist geplant, die Ergebnisse der Forschungen und Abbildungen von einigen der Funde zugänglich zu machen, und zwar vor Ort durch Schautafeln. Diese Schautafeln sollen gut gestaltet sein und für längere Zeit den sogenannten neuen Mammutweg (den es schon gibt, der aber sinnlos ist, weil niemand weiß, warum er so heißt) begleiten. Zusätzlich soll Prof.Trnka als Berater bei der Herstellung der Schautafeln zum Vortrag eingeladen werden, er hat bereits sein Kommen und seine Unterstützung zugesagt.

ERÖFFNUNG DES ARCHÄOLOGIEWEGES IST AM 3. Sepember 2023 um 14 Uhr bei der Jurte am Steinberg/ Alberndorf

 

Darüberhinaus soll es mit der jetzigen Professorin für Archäologie an der Universität, Frau Professorin Dr. Katharina Salisbury-Rebay einen eintägigen workshop mit archäologieinteressierten KünstlerInnen aus Österreich und dem internationalen Feld geben, um die Ausstellung 2025 in Asparn vorzubereiten.  Als Ort ist die Jurte vorgesehen, die genug Raum gibt für Gespräche und praxisbezogene Aktion. Als Abschluss ist eine moderierte Diskussion mit den BewohnerInnen von Alberndorf geplant.

DIE JURTE

Die Jurte ist als Hörsaal vor Ort aus dem Grund ausgewählt worden, weil die Mammutjäger ähnliche Behausungen besaßen, wie man im Krahuletz-Museum anhand einer Rekonstruktion einer solche Behausung sehen kann. Die Jurte ist also das Haus der Nomaden damals und heute, und daher ist das Zelt bereits selbst ein guter Rahmen für die Einführung in frühgeschichtliche Themen. Die Jurte braucht viel Pflege, gerade wegen ihrer Fragilität und der Bedeckung, die aus Leinwand besteht und nicht UV-resistent ist. Es ist also regelmässig mit einer originale Neubedeckung als Investition zu rechnen, die dann wieder drei Jahre hält. Heuer ist eine solche Neubedeckung fällig. Für Alberndorf hat sich die weithin sichtbare Jurte bereits zum Wahrzeichen entwickelt, der anfängliche Widerstand ist einer Begeisterung und Identifikation mit dem für alle offenstehenden „Haus“ gewichen.