Miniaturisierung house temple
Architektur, feministische Praktiken und Utopien. A Room of One’s Own (Virginia Woolf)
„…die Stadt, das ist der Mann, es ist das männliche Gesetz, das sie organisiert – und dass sie da ist.“
Architektur ist seit jeher eine männlich definierte Disziplin. Bis heute werden etwa Proportionssysteme herangezogen, die auf den Maßen des männlichen Körpers basieren, bis heute wird Architektur, die „höchste aller Künste“, bildlich mit viriler Männlichkeit gleichgesetzt. Die heldenhafte Verehrung einiger weniger, männlicher Architekten bestimmt ein Berufsbild, das sich nicht nur in diesem Punkt an tradierten Mustern orientiert. In Österreich wurden zwar in den 1920er Jahren die ersten Frauen zum Architekturstudium zugelassen, die meisten Studentinnen mussten jedoch aufgrund ihrer „Natur“ jene Studienzweige belegen, die sich mit dem Ausgestalten von Interieurs begnügten. An der männlichen Dominanz innerhalb der Disziplin der Architektur hat sich bis heute nicht viel geändert, auch wenn bereits mehr Frauen als Männer Architektur studieren. Dennoch werden diese Frauen während der gesamten Ausbildung und beruflichen Laufbahn mit fast ausschließlich männlichen Entscheidungsträgern konfrontiert. Frauen werden theoretisch im Fach Architektur ausgebildet und praktisch von der Architekturproduktion ausgeschlossen.
Als Widerstandspotential bieten sich hier Utopien an, als Möglichkeit zu einem kritischen Gegenentwurf. Utopien erzählen von einer besseren Zukunft, ohne von einer Verwirklichung dieser Zukunft ausgehen zu müssen. Wir stellen fest, es gibt ein weibliches Begehren nach möglichen Formen einer gebauten wie auch gelebten Praxis, nach feministischen Utopien. Keine der von Frauen geschriebenen, gezeichneten oder gelebten Utopien fand allerdings Einzug in die Architekturgeschichte. Sie blieben unbeachtet oder wurden als romantische Fantasien an den Rand männlicher Theorien gedrängt.
Das Projekt „Non-Space“ gibt der Theorie des Soziologen Max Weber, der vor mehr als hundert Jahren von der These der „Entzauberung der Welt“ – eine Geschlechterdimension. „Spezialisten ohne Geist“, schreibt Weber, und Hedonisten ohne Herz: Dieses Nichts stellt sich vor, eine nie erreichte Ebene der Menschheit erreicht zu haben“. (Weber 1988) Es geht um die Fähigkeit von Frauen, göttlich zu sein. Diese Göttlichkeit ist nicht mit Irrationalität gleichzusetzen, sondern mit dem was das Leben lebenswert macht. Nicht nur aus der Perspektive der Klassenkämpfe des 19. Jahrhunderts, sondern auch aus einer zeitgenössischen feministischen Sicht müssen wir heute mit den Worten des deutschen Dichters Georg Büchner behaupten,
„Frieden für die kleinen Hütten, Krieg für die Paläste.“
Dieses Projekt dokumentiert und verteidigt die kleinen Orte der weiblichen Leidenschaften die es wagen in den öffentlichen Raum zu gehen. Über die Projektlaufzeit werden diese Orte des weiblichen Genies, analysiert und prämiert, fließen als „content“ in das geplante große Haus der Dissident‘ Goddesses für Niederösterreich.
Die Entwicklung zeitgenössischer Tempel als ein Ausdruck der Polis, eines Wir-Gefühls. The Dissident Goddesses’ Network widmet sich der Entwicklung zukünftiger Tempel unter Aspekten der „Constructed Narratives“, der Schaffung von Orten für Kollektive, als Orte der Annäherung, Orte eines permanten Übergangs und der Möglichkeit einer Entschleunigung von Zeit. Die zur Verfügungstellung neuer kollektiver Orte als eine Handlungsaufforderung für die Zukunft, als ein utopischer Sur-Plus. Das Sichtbarmachen, vielfältiger Beziehungen die rhizomartigen Bezüge von Werken zu- und untereinander.
Dieses Projekt soll der gesellschaftlichen Tendenz des Verschwindens des öffentlichen Raums mit den Mitteln einer ästhetischen Vielfalt in experimenteller Weise und der präzisen Ausformulierung der kulturgeschichtlichen, künstlerischen und feministischen Korrelationen, entgegenwirken. Der Gesellschaft sollen diskursive Räume zur Verfügung gestellt werden, Räume die eine ästhetische, politische und solidarische Teilhabe ermöglichen. Es sind Zwischenräume, Räume der Utopie, reale und zugleich imaginäre Zufluchtsorte. Es werden Räume neuer gesellschaftlicher Rituale sein.